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Die HKA als Wissensspeicher: Von der analogen zur digitalen Marburger Büchner-Ausgabe – Ausblick und Rückblick

  • Burghard Dedner EMAIL logo
Published/Copyright: September 27, 2025
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Abstract

Toward the end of this year the “Marburger Büchner edition digitized” (MBA digital) will be made accessible to the general public. The MBA digital is based on a print version which was published in 18 volumes in the years 2000 to 2013 and it contains the complete corpus of Georg Büchner’s writings comprising all manuscripts, all prints of editorial interest, synoptic versions, text presentations highlighting Büchners use of historical sources, and (inversely) the text of the sources used by Büchner. It contains extensive forms of commentary pertaining to the texts, their textual genetics, their shades of meaning and their importance at the time of writing. The MBA digital is both a historical critical edition and a knowledge store („Wissensspeicher“) as one critic called it. The article provides an introduction into the various features of this knowledge store and outlines the main phases in its historical development first as a print product and finally as a digital product covering a time span of fifty years.

Einleitung

Die Marburger Büchner-Ausgabe (im Folgenden MBA)[1] in ihrer digitalen Form (im Folgenden MBA digital) wird im November 2025 für die Öffentlichkeit freigeschaltet. Aus diesem Anlass sei ein Ausblick auf das digitale Unternehmen mit einem Rückblick auf die Geschichte seines analogen Vorläufers verbunden. Immerhin wurde – neben etlichen negativen Äußerungen – der erste Band der Printausgabe im Jahre 2000 mit dem Urteil „New standards in German editing“[2] begrüßt. Michael Ott urteilte 2009: Sie bietet „in der Textpräsentation, den Quellen und Erläuterungen eine reflektierte und fast unausschöpfliche detailreiche Grundlage auf Jahrzehnte hinaus“,[3] und vor zwei Jahren urteilte ein Gutachter: „Bei der Marburger Büchnerausgabe (MBA) handelt es sich unbestritten um einen Meilenstein der Editionsphilologie von nicht nur überregionaler, sondern internationaler Bedeutung.“ Sie sei ein „fächerübergreifend (Literaturwissenschaft, historische Sprachwissenschaft, Bildungsgeschichte, Philosophie, historische Politik- und Sozialgeschichte) bedeutsamer Wissensspeicher“.[4] Der Band VIII – der Zusatz sei erlaubt – speichert auch Wissen zur Geschichte der Naturwissenschaften.

‚Wissensspeicher‘ scheint mir ein glücklicher Begriff für unser Unternehmen, und zwar in zweierlei Hinsicht. Die Printausgabe umfasst 10 Bände (oder 18 Teilbände), also 10 (oder 18) in sich und gegen andere abgeschlossene Einheiten. In der Digitalausgabe werden die Bände mit ihrem Seitenlayout zwar beibehalten; aber der Band bezeichnet nicht mehr eine Grenze, sondern ist einer von zwei Ordnungsfaktoren. Gleichrangig neben dem Band steht die regelmäßig wiederkehrende Abteilung, also etwa die Differenzierte Umschrift, der Emendierte Text, die Quellendokumentation, die Stellenerläuterungen usw., und deshalb wurde die Digitalausgabe auch nicht mehr gestaffelt nach Bänden, sondern nach Abteilungen erarbeitet. Die Betonung der Einheit, die im Begriff des ‚Speichers‘ liegt, ist besonders wichtig bei einem Autor, dessen Werke – abzüglich der Schülerschriften – in einem Zeitraum von drei Jahren, also fast gleichzeitig, entstanden sind. Hier hängt tatsächlich „fächerübergreifend“ alles mit allem zusammen. Mit seinen Verlinkungen und der Möglichkeit zu vielfachen Parallelansichten bietet das digitale Medium dafür die ideale Entsprechung, und mit seinen Suchfunktionen, der Wortsuche und Personensuche, vergrößert es die Wahrscheinlichkeit, dass gesuchtes Wissen nicht nur gespeichert ist, sondern dass es auch gefunden werden kann.

Dass die ausführlichen Kommentarteile der Ausgabe Wissen speichern, versteht sich von selbst. Es gilt aber auch für die editorischen Abteilungen. Das komplexe Zeichensystem, das wir in der Differenzierten Umschrift einsetzen, um handschriftliche Entwürfe in die diskreten und eindeutigen Druckzeichen zu übersetzen, beruht auf unserem Wissen von den Schreibgewohnheiten des Autors und seiner Epoche, so zum Beispiel unserem Wissen von den habituell oder konventionell gebrauchten Abkürzungen. Die semantisierende Codierungssprache, die wir in der digitalen Ausgabe verwenden, macht dies explizit deutlich. Verschleifungen ganzer Buchstabenketten erscheinen graphisch als petit und sind codiert als <hi rend="slurred">. Wir haben schon bei Herstellung der Printausgabe anhand der relativen Häufigkeit solcher Verschleifungen den relativen Grad von Flüchtigkeit unterschiedlicher Manuskriptseiten bestimmt, also Wissen über den Entstehungsprozess generiert.[5] Jeder Nutzer der digitalen Ausgabe, der ja auch Zugriff auf die Codierungen hat, hat jetzt dieselbe privilegierte Position, die früher den Editoren vorbehalten war.

Im Folgenden werden zunächst die wiederkehrenden Abteilungen der MBA digital in ihren editorischen und kommentierenden Teilen überblicksartig dargestellt. Dabei wende ich mich weniger an Büchnerforscher und mehr an Editoren. Neben dem Zugewinn durch das digitale Medium sollen auch die gelegentlichen Verluste zur Sprache kommen. In einem zweiten Teil werde ich die Geschichte der Ausgabe referieren. Die Anfänge – so viel sei schon gesagt – reichen zurück ins Jahr 1973.

Der gesamte Aufsatz ist – besonders natürlich in seinen historischen Teilen – aus einer subjektiven Perspektive heraus verfasst, die auch bis in die Formulierungen hinein erkennbar bleiben sollte. Vollständigkeit habe ich nirgends und schon gar nicht in diesen historischen Teilen angestrebt. Vor allem die Jahre 1993/94 und 1999–2001 waren geprägt durch Kontroversen und Anfeindungen von der einen wie von der anderen Seite. Soweit die Kontroversen editionstheoritisch begründet waren, habe ich sie kurz dargestellt; die andern habe ich möglichst übergangen. Von den Hauptmitarbeitern der Ausgabe haben einige meinen Text gelesen; etwaige Änderungsvorschläge habe ich eingearbeitet.

A. Abteilungen der Ausgabe

1. Editorische Abteilungen

Der folgende Screenshot aus der Einführung zur MBA digital ist einerseits ein tabellarisches Inhaltsverzeichnis der editorischen Abteilungen und andererseits eine Ansammlung von Eingangstüren in die Ausgabe; ein Klick führt zum gewünschten Ziel. Wer will, kann auch auf konventionellere Art – nämlich über die Einzelbände und deren Inhaltsverzeichnisse – in die Ausgabe eintreten.

Band →

I.1/2

Schülerschriften

II.1/2

Hessischer Landbote

III.1–4

Danton’s Tod

IV

Hugo Übersetzung

V

Lenz

VI

Leonce und Lena

VII.1/2

Woyzeck

VIII

Naturwissenschaftliche Schriften

IX

Philosophische Schriften

X

Briefwechsel

↓ Abteilung

Differenzierte Umschrift

difU

App.1

App. 3

difU

App. 1

App. 3

difU

App. 3

difU

App. 1

App. 2

difU

difU

App. 2

difU

App. 1

App. 2

Synoptische / genetische Darstellung

Syn

App. 2

Syn

Gen

App. 1

App. 3

Syn

App. 1

App. 3

Syn

Handschrift

Hs

Hs

(Hs)

Hs

Hs

Hs

Hs

Druck (textkonstitutiv)

Druck 1

Druck 1

Druck 1

Druck 1

Druck 3

Druck 1

Druck 1

Emendierter Text

Emd

Emd

Emd

App. 2

Emd

Emd

Emd

Emd

Emd

Emd

Emd

Frühe Drucke 1

Druck 2

Druck 1

Druck

Frühe Drucke 2

Druck 2.1

Druck 2.2

Druck 1850

Druck

Druck

Druck

Druck

(Handschrift)

(difU)

Druck

Druck

Editionsbericht

Edb

Edb

Edb

Edb

Edb

Edb

Edb

Edb

Edb

Edb

Anhang

Anh

Anh

Anh

Anh

Anh

Anh

Anh

Anh

Anh

Anh

App1 = Fußnoten editorische Erläuterungen; App2 = Fußnoten Lesarten/Überlieferungsvarianten; App3 = Fußnoten Fremde Hände.

In dem in der Tabelle nicht aufgeführten Bd. XI befindet sich a) der Inhalt der von Ludwig Büchner herausgegebenen Nachgelassenen Schriften (1850), b) der Inhalt von Gutzkows Aufsatz Ein Kind der neuen Zeit in den Drucken von 1837 und 1838. Am Anfang der editorischen Arbeit – das lässt sich dem Screenshot bereits entnehmen – steht entweder eine textkonstitutive Handschrift (Bd. I, III, VII, IX) oder ein textkonstitutiver Druck (Bd. II, IV, V, VI), gelegentlich (Bd. VIII, X) auch beides für unterschiedliche Texte.

1.1. Textkonstitutive Handschrift als Ausgangspunkt

Liegt eine textkonstitutive Handschrift vor, so ist die normale Abfolge: 1. Scan der Handschrift, 2. Differenzierte Umschrift, 3. Emendierter Text. Der Scan der Handschrift leistet, was man früher ‚Wiedergabe des Befundes‘[6] nannte. Der emendierte Text präsentiert, wie nach Einschätzung des Editors der vom Autor intendierte Text – teilweise angenähert an heutige Druckkonventionen – aussehen sollte oder hätte aussehen sollen. Die Differenzierte Umschrift leistet den Übergang vom Befund zum Emendierten Text und bildet also das Zentrum der editorischen Arbeit. Sie bewahrt in schematisierter Form das Layout und überführt in einem ersten Schritt, dem der diplomatischen Umschrift, alle handschriftlichen Zeichen in das genormte System eindeutiger druckschriftlicher Zeichen. Sie bewahrt dabei auch heute nicht mehr übliche Differenzierungen wie unterschiedliche Zeichensysteme für deutsche und nichtdeutsche Wörter oder Geminationsstriche über n und m. Autorkorrekturen (z. B. Tilgung, Hinzufügung oder Überschreibung eines Zeichens durch ein anderes) werden durch eindeutige diakritische Zeichen als solche vermerkt.

Besondere Lösungen verlangte in der Büchner-Edition vor allem (aber nicht nur) die Entwurfshandschrift des Woyzeck mit ihrer Fülle unvollständig notierter Wörter. Das Wort „benennen“ verlangt nach dem „b“ außer dem Geminationsstrich über dem ‚n‘ je zwölf Auf- und Abstriche. Schreibt der Autor z. B. nur acht, so hat er – so jedenfalls unsere Lösung – nicht zwei Buchstaben ausgelassen, sondern das ganze Wort verschliffen (codiert als “slurred”) geschrieben.[7] Diese Deutung des Befundes geben wir durch Petitsatz wieder. Sind die handschriftlichen Zeichen mehrdeutig, so bieten wir Alternativlesungen an („abgestand|ne|ene|“), die nach Wahrscheinlichkeit geordnet sind. Die wahrscheinlichste Lesung erscheint dann im Emendierten Text.

Immer dort, wo die diplomatische Transkription den Konventionen gedruckter Texte nicht entspricht, greift die Differenzierte Umschrift in einem zweiten Schritt erweiternd in den Text ein und weist (wenn möglich) in der Codierung auch auf den Grund des Eingriffes hin. So erscheinen z. B. Herausgeberergänzungen in Spitzklammern; codiert sind sie mit <supplied resp="editor"> und folgendem <reason="completion">, <reason="correction">, <reason="contraction">, <reason="omission">.

Editorische Eingriffe sind heikel und sollten je nach Textsorte unterschiedlich eingesetzt werden. So haben wir z. B. in der Edition von Büchners nach Lehrerdiktat geschriebenen Schulheften (Bd. I,1), einer Textsorte, die nicht für einen späteren Druck bestimmt war, zwar die Auflösung von Abkürzungen vorgenommen, auf konjizierende Ergänzungen oder Tilgungen dagegen weitgehend verzichtet. Die Erklärung auffälliger Schreibungen (beruhend z. B. auf Hörfehlern, Missverständnissen, nachweisbaren Eigentümlichkeiten des Lehrers oder zeitgenössisch öfter nachweisbaren Schreibungen) findet sich dort in der Abteilung Stellenerläuterungen und ist per Link schnell erreichbar.

Zu den Verbesserungen, die die digitale gegenüber der Printausgabe aufweist, gehört auch der Einsatz von Transcribo. In dieser Darstellungsform wird die Differenzierte Umschrift zeilengenau so an die entsprechende Handschriftenabbildung gebunden, dass sich alle Zeilen – inklusive aller Interlinear- und Randeinträge – bei Bedarf hervorheben und einzeln der Transkription zuordnen lassen. Dies ermöglicht auch einem weder mit deutscher Kurrentschrift noch mit Büchners Schreibgewohnheiten vertrauten Leser eine flüssige Lektüre des handschriftlichen Textes.

Es folgt ein kurzer Blick auf die einzelnen Werke.

Woyzeck

Büchner schrieb dieses Drama – nach Recherchen von 2014 „wohl das weltweit meistgespielte, mit Sicherheit aber meist adaptierte und einflussreichste deutsche Theaterstück“[8] – auf 17 Seiten einer Foliohandschrift, zwei Seiten eines Quartblattes und 24 Seiten einer Quarthandschrift. Außer unserem Dreischritt Scans der Handschrift (mit Darstellung in Transcribo), Differenzierte Umschrift, Emendierter Text bieten wir eine synoptische Darstellung der in den verschiedenen Handschriften wiederkehrenden Textelemente sowie die Abschrift der Woyzeck-Handschrift (von 1850) durch Büchners Brüder Alexander und Ludwig als Beispiel für einen noch zeitgenössischen Entzifferungsversuch. Die Erstpublikation durch Karl Emil Franzos (1879) werden wir später in die digitale Ausgabe noch einfügen, da gerade dessen Edition das Woyzeck-Bild noch über die Mitte des 20. Jahrhunderts hinaus bestimmt hat. Weitere Komplikationen der Woyzeck-Edition erläutere ich später im historischen Teil dieses Aufsatzes.

Danton’s Tod

Nur scheinbar ist die Situation hier einfach: Überliefert sind eine meist gut lesbare Handschrift sowie ein Teildruck und ein vollständiger Druck zu Lebzeiten des Autors. Die Drucke, die aufgrund zensurbedingter Eingriffe schon beim Erscheinen als ‚Ruine der Verwüstung‘ galten, sind als Editionsgrundlage ungeeignet. Bleibt die Handschrift. Leider ist ihr Status umstritten. Den einen Editoren gilt sie als Druckvorlage, den andern als Rohmanuskript (‹Brouillon›), dem eine weitere Abschrift gefolgt sei. Wenn dies zutrifft, müssten wir die Druckvarianten als Zeugnisse einer späteren Entstehungsphase berücksichtigen. Aus einer Vielzahl von Gründen[9] halten wir die Handschrift für die Druckvorlage, präsentieren aber aus Transparenzgründen sämtliche Zeugen der frühen Überlieferung. Das sind der frühe Journaldruck und der Erstdruck (beide 1835) sowie der Druck d3 von 1850, der zwei Stellen enthält, in denen der Editor Ludwig Büchner offenbar Text aus einer ihm vorliegenden, heute verlorenen früheren Entwurfshandschrift Georg Büchners übernahm. Vom Erstdruck liegen uns zwei Widmungsexemplare vor, in denen Büchner Rückkorrekturen des durch Zensureingriffe veränderten Textes vornahm, wobei er wiederum neue Textvarianten erzeugte, die wir außerdem in einer Liste zusammengefasst haben. Im Apparat ‚Lesarten zum Emendierten Text‘ werden die frühen Überlieferungsvarianten zusammengestellt. Wir unterscheiden dabei akzidentelle und substanzielle Varianten. Die einen wurden von Setzern nach Verlagsnormen verursacht, mit den anderen suchten die Herausgeber Zensureingriffe zu vermeiden.

Probevorlesung

Die einleitenden ca. 15 Prozent dieser Handschrift gingen 1850 beim partiellen Erstdruck verloren, und Darmstädter Mäuse fraßen beträchtliche Teile der Resthandschrift, so dass wir einen Mischdruck präsentieren aus Erstdruck, Resthandschrift und den Restitutionen eines Züricher Rechtsmediziners. Wir drucken den Erstdruck gesondert und außerdem neben Handschrift und Differenzierter Umschrift einen Emendierten Text, in dem die nicht handschriftlich überlieferten Teile graphisch markiert sind. In einem Paralleldruck zeigen wir, welche Textteile Büchner aus seiner Dissertation in die Probevorlesung übernahm.

Schülerschriften

Handschriften aus Büchners Schülerzeit sind in ungewöhnlich großer Menge überliefert. Wir unterscheiden dabei drei Gruppen: a) Schulhefte, geschrieben nach Lehrerdiktat, b) ‚poetische‘ Texte (meist Geschenke an die Eltern), c) im Rahmen des Lehrprogramms selbständig verfasste Aufsätze oder Redemanuskripte. Die unter b) und c) genannten Texte präsentieren wir in den Formen ‚Scan der Handschrift‘, ‚Differenzierte Umschrift‘, ‚Emendierter Text (mit Quellenbezug)‘. Bei den Schulheften präsentieren wir die Differenzierte Umschrift als pdf-Datei.

Philosophische Schriften

Diese Handschriften liegen in drei meist durchnummerierten Bogenlagen vor: 180 Seiten Cartesius, 176 Seiten Spinoza, 272 Seiten Exzerpte zur Griechischen Philosophie. In dieser Anordnung waren die Manuskripte bisher ediert worden. Nach inhaltlichen und materialen Kriterien ergibt sich für die Handschriften folgende zeitliche Abfolge. Aus einer frühen Phase – offenbar dem Herbst 1835 – stammen die Exzerpte zur Griechischen Philosophie und – vermutlich als Einarbeitung in eine seinerzeit geplante Dissertation – die ersten 120 Seiten des Spinoza-Skripts (H1). Aus einer späteren Phase – Juli bis Oktober 1836 – und offenbar als Skript einer akademischen Vorlesung stammen die 180 Seiten Cartesius und 56 Seiten Spinoza H2/H3. Wir präsentieren in Bd. 9,1 zunächst die Philosophischen Schriften Cartesius und Spinoza als Scans und Differenzierte Umschrift, danach die Exzerpte zur Griechischen Philosophie als Scans und Emendierten Text mit Entstehungsvarianten. In Bd. 9,2 folgen die Emendierten Darstellungen in der textgenetischen Anordnung: Spinoza H1, Cartesius, Spinoza H2/H3. Zur Vereinfachung der Lektüre bieten wir in den Fußnoten zu allen Zitaten in lateinischer Sprache eine deutsche Übersetzung.

1.2. Textkonstitutiver Druck als Ausgangspunkt

Liegen keine Handschriften vor, sind Drucke konstitutiv für die Edition, die wir in der digitalen Ausgabe als relevante Textzeugen präsentieren. Der Schritt vom Erstdruck zum Neudruck vereinfacht in der Regel die editorische Arbeit ganz erheblich, und diese Vereinfachung gilt bei uns für Büchners Hugo-Übersetzungen (Bd. IV) und für Büchners Dissertation, das Mémoire (Bd. VIII). Büchner schickte hier von ihm verfasste Vorlagen zum Verlag, und mit zensur- oder anders bedingten Eingriffen ist hier nicht zu rechnen. In den anderen Fällen ist dagegen die Zeugnisqualität der Drucke fraglich und erfordert editorische Arbeit.

Leonce und Lena (Bd. VI): zwei stemmatisch gleichberechtigte Drucke

Textkonstitutiv für das Lustspiel Leonce und Lena sind zwei postume Drucke, ein unvollständiger Druck von 1838 (d1) und ein vollständiger Druck von 1850 (d3). Den einfachen Weg, der Edition den vollständigen Druck zugrunde zu legen, können wir leider nicht gehen. Stattdessen folgen wir einer von Siegfried Scheibe[10] gegebenen Anweisung: Wenn zwei nicht autorisierte Drucke vorliegen, wähle man die einem autorisierten Zeugen am nächsten stehende Textform. Enthält ein weiterer Zeuge mehr Text, dann fülle man die Lücken mit diesem zweiten Zeugen, jedoch so, dass die Einschübe graphisch erkennbar bleiben. Wir präsentieren also Text aus d1 in Grotesk-, Text aus d3 in Antiqua-Druck und zeigen die akzidentellen Varianten im Apparat ‚Lesarten‘, die substantiellen dagegen mithilfe eines von Thomas Michael Mayer erfundenen Divisorstriches.

und singe ihr das

Der Druck d1 bietet demnach „und singe ihr das Todtenlied“ (sämtlich Groteskdruck); „Sterbelied“ (Antiquadruck) ist die Variante in d3. Der Pfeil ↑ besagt, dass wir die Variante d1 für authentisch halten. Der Grund hierfür wird im Editionsbericht erläutert. Ein erster Link führt von „Todtenlied“ zum Apparat ‚Editorische Erläuterungen‘; ein zweiter Link von dort wiederum zur Erläuterung im Editionsbericht.

Warum wir bei substantiellen Varianten, bei deren Verursachung die beiden Editoren Gutzkow (d1) und Ludwig Büchner (d3) gleichermaßen verdächtig sind, diesen Weg wählen, ist sicher leicht zu verstehen. Warum aber auch bei akzidenteller Varianz? Ich wähle als Beispiel zwei Sätze aus dem Lustspiel, die Anweisung eines Landrats an einen Schulmeister und die Anweisung eines Schulmeisters an zum Jubeln abgestellte Bauern. Im Druck von 1850 (d3) heißt es:

Landrath. Und Schulmeister, Ihr steht vor die Nüchternheit.

<…>

Schulmeister. <…> damit man meint Ihr wäret ein Tannenwald.

Im Druck von 1838 (d1) hieß es:

Landrath. Und Schulmeister, Ihr stehet vor die Nüchternheit.

<…>

Schulmeister. <…> damit man meint Ihr wärt ein Tannenwald:

Nach dem in d1 verbindlichen sozial differenzierten phonetischen System sagen Oberschichtler oder höhere Beamte „stehet“ und gegebenfalls „wäret“, Unterschichtler wie der Schulmeister dagegen „wärt“ und gegebenfalls „steht“. Für diese Unterscheidung fehlt dem Setzer von d3 gute zehn Jahre später anscheinend das Verständnis. Er normalisiert nach dem 1850 geltenden Regelsystem der Standardsprache zu „steht“ und „wäret“ und stellt damit Büchners Sozialsemantik der Wortendungen auf den Kopf.

Wir präsentieren Leonce und Lena in den Überlieferungsformen Druck d1 und Druck d3 sowie den Darstellungsformen ‚Synoptische Darstellung‘, ‚Emendierter Text‘.

Lenz: Der textkonstitutive Druck, ein Herausgeberkonstrukt

Wie von Leonce und Lena so erhielt Karl Gutzkow auch von Lenz eine Abschrift, die er selbst in einem Brief als „Bruchstücke vom Lenz“ (an Jaeglé, 26. Juni 1838) bezeichnete und die er selbst zum „Fragment des Lenz“ vereinheitlichte.[11] Aus ihnen formte er das uns vorliegende Erzählfragment. Die genaue Verzeichnung der Quellenabhängigkeiten sowie Analysen der Erzählperspektive und der im überlieferten Text widersprüchlichen Zeitangaben[12] machten es möglich, im überlieferten Text drei Erzählblöcke (*H1 = zu 70 % quellenabhängig, *H2, *H3) zu isolieren, die Gutzkow vermutlich in der Reihenfolge *H3, *H1, *H2, *H1, *H3 anordnete. Wir haben uns entschlossen, diese natürlich hypothetischen Überlegungen nicht nur diskursiv vorzutragen, sondern in Form einer Thesenedition als ‚Genetische Darstellung (rekonstruiert)‘ auch zu edieren. Im Emendierten Text folgen wir weiterhin der durch Gutzkow begründeten Überlieferung.

Wir präsentieren von Lenz die Drucke d1 und d3, die Darstellungsformen ‚Genetische Darstellung (rekonstruiert)‘, ‚Emendierter Text‘ und ‚Quellenbezogene Darstellung‘ sowie schließlich den historisch lange wirksamen Druck d3.

Der Hessische Landbote: eine historisch relevante 2. Auflage

Die Flugschrift wurde von Büchner verfasst, aber von einem Mitverschworenen überarbeitet. Im folgenden strafrechtlichen Untersuchungsverfahren versuchten die Richter die Autoranteile zu ermitteln. Die diesbezüglichen Aussagen eines kompetenten Zeugen geben Hinweise auf den Inhalt des ursprünglichen Manuskripts und werden von uns in der Quellendokumentation wiedergegeben. Sie erlauben es aber nicht, eine hypothetische ursprüngliche Fassung zu edieren.

Vom Hessischen Landboten erschien ohne Mitwirkung Büchners drei Monate nach dem Erstdruck eine nochmals veränderte zweite Auflage. Textkritisch ohne Belang, ist sie dennoch von historischem Interesse, indem sie hilft, die unterschiedlichen politischen Positionen der Oppositionellen zu erfassen. Wir präsentieren beide Auflagen im selben Format einer synoptischen Darstellung wie die zwei Überlieferungen von Leonce und Lena. Substanzielle Varianten erscheinen ober- und unterhalb eines Divisorstriches, akzidentelle Varianz im Fußnotenapparat. Außerdem präsentieren wir Scans und Emendierte Darstellungen beider Texte.

Sprachenwechsel deutsch – französisch, französisch – deutsch

Editorische Sonderfälle nochmals anderer Art stellen die Hugo-Übersetzungen (Bd. IV) und das Mémoire (Büchners Dissertation; Bd. VIII) dar. Beide wurden vom Autor zum Druck gegeben und noch zu Lebzeiten gedruckt, so dass wir umstandslos neben den Scans der Drucke die Emendierten Texte präsentieren können. Zur Dissertation präsentieren wir in Parallelansicht eine von einer Mitarbeiterin verfasste Übersetzung ins Deutsche, zu den von Büchner übersetzten Hugo-Texten wiederum in Parallelansicht die französischen Originale. Auffälligkeiten positiver und negativer Art in Büchners Übersetzung haben wir genauer untersucht, indem wir den Text mit anderen schon vorliegenden zeitgenössischen Übersetzungen abgeglichen haben. Dass Büchner der üblichen Praxis folgte und beim Übersetzen Einsicht in eine schon vorliegende Übersetzung nahm, halten wir für wahrscheinlich. Zu Rate gezogen haben wir auch das von Büchner vermutlich benutzte Wörterbuch. Die Darstellung unseres Verfahrens auf einem internationalen Kolloquium lässt uns vermuten, dass wir mit diesen akribischen Untersuchungen Neuland betreten haben.[13]

Briefe: Gemischte Überlieferung

Der Band enthält zunächst sämtliche Briefe von und an Büchner in der Darstellungsform ‚Emendierter Text‘, geordnet nach Briefdatum, mit den üblichen archivalischen oder bibliographischen Angaben und mit Hinweisen auf dazwischenliegende ‚erschlossene Briefe‘. Die Briefe von Büchner – an Karl Gutzkow, an die Eltern, an Wilhelmine Jaeglé – sind vorwiegend überliefert in textkonstitutiven Drucken, die wir sämtlich als Scans abbilden. Die wenigen handschriftlich überlieferten Briefe von Büchner und die sämtlich handschriftlich überlieferten Briefe an Büchner dokumentieren wir in einer gesonderten Abteilung in der üblichen Form ‚Scan‘ und ‚Differenzierte Umschrift‘. Vor ungewöhnlichen editorischen Problemen standen wir hier nur, wenn die Datierung und damit Einordnung einzelner Briefe umstritten ist. Der Editionsbericht behandelt vor allem die einzelnen Briefwechsel bzw. -sammlungen und deren Überlieferungs- und Editionsgeschichte.

2. Inhaltliche Erläuterungen

Der Kommentarteil der MBA ist umfangreicher und abwechslungsreicher als bei Editionen üblich. Zu ihm gehören zunächst die Quellenbezogenen Darstellungen und Quellendokumentationen, dann die herkömmlichen (mikropädischen) Stellenerläuterungen und schließlich (makropädische) Fließtexte z. B. in den Editionsberichten, die in thematisch wiederkehrenden Kapiteln Auskunft zu Entstehungs-, Schreib- und Überlieferungsgeschichte und dergleichen geben oder aber werkspezifische Themen behandeln. In etlichen Fällen erhellen wir werkspezifische Hintergründe mit Hilfe von Dokumentensammlungen, in die wir die Nutzer durch erläuternde Essays einführen.

Band →

I.1/2

Schülerschriften

II.1/2

Hessischer Landbote

III.1–4

Danton’s

Tod

IV

Hugo Übersetzung

V

Lenz

VI

Leonce

und

Lena

VII.1/2

Woyzeck

VIII

Naturwissenschaftliche Schriften

IX

Philosophische

Schriften

X

Briefwechsel

↓ Abteilung

Emendierter Text

Emd

Emd

Emd

Emd

Emd

Emd

Emd

Emd

Emd

Emd

Verlinkung mit Quellen

Emd

Qbt

Qbt

Qbt

Qbt

Emd

Emd

Verlinkung mit Erläuterungen

Emd

Syn

Qbt

Emd

Qbt

Qbt

difU

Emd

difU

Emd

difU

Emd

Emd

Quellendokumentation

Quellen

Quellen

Quellen

Quellen

Quellen

Quellen

Quellen

Quellen

Stellenerläuterungen

Erl

Erl

Erl

Erl

Erl

Erl

Erl

Erl

Erl

Erl

Essays zu weiteren Dokumenten

Landbotenprozess

Politikgeschichte

Woyzeckprozess

Wissenschaftsgeschichte

Philosophiegeschichte

Weitere Dokumente

Dok 1

Dok 2

Dok 1

Dok 1

Übersetzungen

französischer Originaltext

Übersetzung ins Deutsche

Übersetzung ins Deutsche

Editionsbericht

Edb

Edb

Edb

Edb

Edb

Edb

Edb

Edb

Edb

Edb

Anhang

Anh

Anh

Anh

Anh

Anh

Anh

Anh

Anh

Anh

Anh

Literaturverzeichnis

Lit

Lit

Lit

Lit

Lit

Lit

Lit

Lit

Lit

Lit

Personenverzeichnis

Pers

Pers

Pers

Pers

Pers

Pers

Pers

Pers

Pers

Pers

2.1. Quellenbezogene Darstellungen und Quellendokumentation

Die Markierung von Quellenbezügen in Büchners Text einerseits und die Dokumentation dieser Quellen (wiederum mit Markierungen des Textbezuges) in besonderen Abteilungen der Ausgabe andererseits gehört sicher zu den auffälligsten Markenzeichen der MBA. Es handelt sich dabei um

  • historische Quellen in den Schülerschriften (Bd. I), Danton’s Tod (Bd. III), Lenz (Bd. V), Leonce und Lena (Bd. VI) und Woyzeck (Bd. VII),

  • literarische Quellen in Leonce und Lena (Bd. VI),

  • wissenschaftliche Quellen im Hessischen Landboten (Bd. II), dem Mémoire (Bd. VIII) und den Philosophischen Schriften (Bd. IX).

Die Quellenabhängigkeiten werden – unterschieden nach wörtlicher oder sinngemäßer Abhängigkeit – in Büchners Texten durch spezielle Zeichensätze markiert. Angaben in der Marginalspalte geben (sigliert) den Namen der Quelle und den Ort in der Quelle an, und dasselbe Markierungsverfahren findet sich spiegelbildlich wieder in der Quellendokumentation. In einigen Fällen (Bände III, V, VI und VII) erscheinen die Markierungen in einer besonderen Abteilung ‚Quellenbezogene Darstellung‘, in anderen Fällen (Bände I, VIII und IX) erscheinen sie als Zusatz im Emendierten Text.

In der Quellendokumentation drucken wir die ‚übernommenen‘ Textstellen mit genügendem Kontextmaterial und geben außerdem Hinweise zum Charakter der Quelle, ihrem Autor und ihrer zeitgenössischen Rezeption. Die Quellenbezogenen Texte oder die Emendierten Texte, die Quellenmarkierungen aufweisen, sind in der Regel auch mit den Erläuterungen verlinkt. Diese Textdarstellungen ermöglichen also den Zugang zu sämtlichen erläuternden Informationen.

Der Übergang von der Printausgabe zur digitalen Ausgabe ist für die Anwendung des Verfahrens der Quellenmarkierung sowohl vorteilhaft als auch nachteilig. Vorteilhaft sind die Verlinkungen. Verlinkt sind die Textstellen mit der Marginalspalte. Zum einen wird beim Klick auf die Textmarkierung der dazu gehörige Eintrag in der Marginalspalte hervorgehoben und zum andern beim Klick auf die Marginalspalte die dazu gehörige Textstelle. Zudem kann der Nutzer beim Anklicken der Marginalspalte auch punktgenau zu der betreffenden Stelle in der Quellendokumentation springen und von dort ebenso zurück zu Büchners Text. Benutzerfreundlicher lässt es sich nicht denken.

Nachteilig ist das neue Medium, weil in der Printausgabe die Quellen durch verschiedene Arten von Unterpunktungen oder Unterstreichungen markiert wurden. Wenn eine Textstelle gleichzeitig mit mehreren Quellen wortidentisch ist, dann wird sie durch mehrere Arten von Unterstreichung markiert. Dieses Verfahren ließ sich in dem relativ unstabilen digitalen Medium nicht wiederholen. An die Stelle der Unterstreichungen treten hier unterschiedliche Farbschattierungen, die wiederum jeweils einer Quelle zugeordnet sind. Das ist leider weniger aufschlussreich, denn die Unterstreichungen lassen sich auch in größerer Zahl gleichzeitig untereinander darstellen und auf einen Blick in ihrer Gesamtheit wahrnehmen. Farben lassen sich jeweils nur einzeln, in ihrer Gesamtheit also nur nacheinander zeigen.

Hinsichtlich der Übernahme aus Quellen bilden sowohl die Philosophischen Schriften als auch das Mémoire eine Ausnahme. Im Mémoire folgt Büchner annähernd dem auch heute üblichen Verfahren, indem er bei Zitaten deren Herkunft in Fußnoten nachweist und bei bloßen Hinweisen den Namen des Autors nennt. Wir vervollständigen in diesem Fall den Hinweis mit einem Link zu unserer Quellendokumentation. – Büchners Philosophische Schriften bestehen überwiegend aus lateinischen oder von Büchner übersetzten Zitaten der behandelten Philosophen Descartes und Spinoza, in geringerem Maße aus Zitaten späterer Philosophieprofessoren und Büchners eigenen Sätzen. Die Hauptquellen (Descartes und Spinoza) bleiben hier unmarkiert, die der Philosophieprofessoren und Büchners eigene Sätze werden farblich hervorgehoben. Angaben in der Marginalspalte ermöglichen wiederum den Zugang zu den Quellen.

2.2. Editorische Erläuterungen

Textstellen, zu denen sich in den Editionsberichten punktbezogene Erläuterungen finden, sind in Büchners Texten – meist in der Differenzierten Umschrift – durch Rotfärbung markiert. Ein Link führt zu Kurzinformationen im Fußnotenapparat ‚Editorische Erläuterungen‘ und von dort gegebenenfalls weiter zu Erläuterungen im Editionsbericht. Die Ausgabe enthält außerdem noch den Apparat ‚Lesarten‘ (mit Verlinkung vom Text zur Fußnote) und den Apparat ‚Fremde Hände‘.

2.3. Stellenerläuterungen

Einen Teil der intertextuellen Erläuterungen übernehmen die Nachweise und die Dokumentation der Quellenbezüge. Der Rest – meist Nachweise literarischer Anregungen – wird in den Stellenerläuterungen angezeigt. Alle Nachweise werden gestützt durch siglierte bibliographische Angaben, die mit den Literaturverzeichnissen verlinkt und also leicht auflösbar sind. Mit diesen Nachweisen erschließen wir das literarische Wissen und die literarischen Vorlieben des Autors (in unserem Falle vor allem Shakespeare, Goethe, die Bibel, Ludwig Tieck und andere deutsche Romantiker). Gelegentlich bekommen Textstellen überhaupt erst einen Sinn, wenn wir sie als Zitate erkennen; oder wir bemerken, dass der Simon in Danton’s Tod fast vollständig in Dramenzitaten spricht, und verstehen, warum Büchner im Personenverzeichnis mitteilt, er sei von Beruf „Soufleur“. Wir zitieren Stellen aus literarischen Texten möglichst aus Auflagen, die Büchner kannte oder jedenfalls hätte kennen können. Grundsätzlich wurden alle verdächtigen Stellen in die Suchmaschinen eingegeben. Wichtig ist uns die Differenzierung zwischen „Anregung durch einen Autor“ und „Wiedergabe eines Allgemeinplatzes“, eine Kennzeichnung, die wir einsetzen, wenn uns die Suchmaschinen eine größere Anzahl von Belegen für eine Redewendung liefern. Gelegentlich führt eine Inflation solcher Nachweise zu der Erwägung, sie als Ironiesignal zu deuten, so z. B. bei der Frage, ob die Blumenvergleiche für die Prinzessin in Leonce und Lena ernst gemeint oder die Bloßstellung eines Klischees sind.

Neben dem Nachweis von „intertextuellen Anregungen“ stehen die Wort- und Sacherläuterungen, also die Erklärung heute nicht mehr bekannter Namen, Begriffe oder Sachverhalte, im Grunde: die Wiederherstellung von heute nicht mehr vorhandenem Wissen. Auch hier gilt das absolute Gebot des verifizierbaren Nachweises. Ein erklärungsbedürftiger Wortgebrauch muss in einem Wörterbuch oder Ähnlichem nachweisbar sein. Das Gleiche gilt für heute nicht mehr allgemein bekannte Gegenstände, Lebewesen oder historische Namen und historische Ereignisse. Wenn Lena „Kukuksblumen“ in der Landschaft sieht,[14] so ist eine botanische Erklärung zwar auch angebracht, aber weniger aufschlussreich als der Hinweis auf den phallusartigen Wuchs und den „Bocksgeruch“,[15] den diese Blume zeitgenössischen Beschreibungen zufolge ausströmt.

2.4. Makropädische Erläuterungen

Makropädische Erläuterungen finden sich in den Editionsberichten in den wiederkehrenden Kapiteln „Voraussetzungen“, „Entstehung“ sowie „Überlieferung“, außerdem in bandspezifischen Essays mit Titeln wie

  • „Prozessgeschichtliche Einleitung, frühe Wirkungsgeschichte“ (mit Dokumenten zum Landboten, Bd. II);

  • „Büchner und der französische Republikanismus der 1830er Jahre“ (mit Dokumenten, Bd. II);

  • „Büchner in Straßburg: Geschichte und Aktualität der Revolution“ (im Editionsbericht, Bd. III);

  • „Die Hugo-Ausgabe des Sauerländer-Verlages im Zusammenhang der deutschen Hugo-Rezeption“ (im Editionsbericht, Bd. IV);

  • „Debatte um den Woyzeck-Prozess“ (mit Dokumenten, Bd. VII);

  • „Wissenschaftsgeschichtliche Einleitung“ (zur Quellendokumentation, Bd. VIII);

  • „Philosophiegeschichtliche Einleitung“ (zur Quellendokumentation, Bd. IX).

3. Suchfunktionen: Personenverzeichnis; Volltextsuche

Das Personenverzeichnis wurde für die Bände 3,1 bis 3,4 neu erstellt, und die Personenregister der einzelnen Bände wurden zu einem Gesamtregister zusammengeführt. Allen Personen wurden – wenn möglich – die GND-Nummern zugeordnet, es wurden die Lebensdaten eingefügt und Kurzcharakterisierungen verfasst. Verlinkt wurde außerdem mit den ausführlicheren Kurzbiographien in der Ausgabe, vor allem in den Editionsberichten und in den Einleitungen zu den Quellen.

Gesucht werden können einzelne oder aufeinanderfolgende Wörter. Das System der Wortsuche erlaubt Einschränkungen der Suche auf Bände und/oder Abteilungen und die Einschränkung auf exakte Suchergebnisse.

B. Die Geschichte der Marburger Büchner-Ausgabe

1. Von der Idee zur Planstelle (1973–1987)

Die Vorgeschichte der Marburger Büchner Ausgabe mündete in die Förderung des Projekts durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft. Manfred Briegel (DFG) informierte den Präsidenten der Philipps-Universität 1986, eine längerfristige Finanzierung der MBA sei geplant, sie sei allerdings abhängig von der beruflichen Absicherung des Mitantragstellers Mayer, der eine befristete Assistentenstelle innehatte. Wenige Tage später leitete der Präsident Mayers Ernennung zum Akademischen Rat in die Wege. Aufgelistet seien hier vor allem Thomas Michael Mayers vorbereitende Aktivitäten.

Am Anfang dieser Karriere stand eine Sammlung von Gerichtsakten. Im Prozess um die am Hessischen Landboten Beteiligten wurden über 110 Täter oder Tatverdächtige über Jahre hinweg gerichtlich vernommen, ihre Aussagen wurden protokolliert, die Protokolle wurden mehrfach abgeschrieben und an andere Untersuchungsrichter verschickt, damit alle jederzeit den neuesten Stand der Ermittlungen kannten. Archiviert wurden diese Protokolle an vielen unterschiedlichen Orten, vor allem freilich in der Hauptstadt des Großherzogtums Hessen-Darmstadt. Dort gingen sie bei der Zerstörung Darmstadts im September 1944 verloren. Mayer rekonstruierte den ursprünglichen Bestand mehr oder weniger vollständig anhand der Sekundär- und Tertiärüberlieferung in anderen Archiven und verfügte 1973 über die mehr als 30 Foliobände umfassende Dokumentensammlung „Der Prozeß gegen die oberhessische Demokratie (1833–1838). Eine Sammlung von Akten und Verhörprotokollen gegen die Zirkel um Friedrich Ludwig Weidig in Butzbach, Georg Büchner in Gießen und Leopold Eichelberg in Marburg. […] als Arbeitsexemplar zusammengestellt von Thomas Michael Mayer. Marburg/Lahn 1973“.[16] Wir verdanken ihm noch etliche andere Sammlungen:

  • Büchners Lebenszeugnisse,

  • frühe Wirkungszeugnisse,[17]

  • Quellen zu Danton’s Tod, Lenz und den naturwissenschaftlichen Schriften,[18]

  • Forschungsliteratur zu Büchner,

  • Druckausgeben von Büchners Werken,

  • Ausstellungsstücke zu Büchner und seinem Umfeld.[19]

1978: Mayer promoviert an der FU Berlin mit einer 1979 gedruckten Arbeit zum Hessischen Landboten,[20] die wenig später von der hessischen Landesregierung mit dem „Förderpreis zum Hessischen Kulturpreis“ ausgezeichnet wurde;

1979: Wahl zum Gründungsvorsitzenden der Georg Büchner Gesellschaft (bis 1996);

1980: Danton’s Tod. Entwurf einer Studienausgabe,[21] ediert in der Form der ‚Quellenbezogenen Darstellung‘;

1980: Assistentenstelle an der Uni Marburg mit der Aufgabe, eine Forschungsstelle für Georg Büchner zu etablieren;

1981: Internationales Büchner-Symposium in Darmstadt (von Mayer organisiert und geleitet);

1981: Georg Büchner Jahrbuch, Bd. I. Hrsg. von Thomas Michael Mayer;[22]

1982: zusammen mit Reinhard Görisch (Hrsg.): Untersuchungsberichte zur republikanischen Bewegung in Hessen 1831–1834. Frankfurt/Main;

1984: Ausstellung zum Hessischen Landboten (eröffnet von der Ministerin des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst);

1984: Georg Büchner. Leben, Werk, Zeit. Katalog. Ausstellung zum 150. Jahrestag des „Hessischen Landboten“;[23]

1984: Marburger Denkschrift über Voraussetzungen und Prinzipien einer Historisch-kritischen Ausgabe der Sämtlichen Werke und Schriften Georg Büchners. Hrsg. von Thomas Michael Mayer u. a. Erste Fassung. Marburg 1984 (als Manuskript gedruckt);

1985: Bd. I der Reihe der Büchner-Studien;[24]

1987: Büchner-Ausstellung in Darmstadt (unter Mitträgerschaft der Georg Büchner Gesellschaft);

1987: Neuedition von Leonce und Lena,[25] ediert als synoptische Darstellung;

1987: Georg Büchner: Gesammelte Werke. Erstausgaben und Erstdrucke in Faksimile. 10 Bände in Kassette. Frankfurt/Main.

Dies alles in neun Jahren war nicht nur unglaublich viel, es war auch unglaublich zielstrebig und durchdacht. Die zu gründende Forschungsstelle brauchte eine Langzeitaufgabe; das würde die Historisch-kritische Ausgabe sein. Nach dem Vorbild der Düsseldorfer Heine-Ausgabe gründete Mayer die Publikationsreihen Jahrbuch und Schriftenreihe, beide geeignet für vorbereitende oder begleitende Publikationen zur Ausgabe. Die Büchnergesellschaft konnte als privater Verein Aufgaben erfüllen und Gelder entgegennehmen, die einer universitären Forschungsstelle verwehrt waren. Von Nutzen war das Wohlwollen der Landesregierung, das schon durch die Verleihung des „Förderpreises“ eingeleitet und durch die Ausstellung zum Hessischen Landboten verstärkt wurde. Mayer publizierte zwei innovative und Aufsehen erregende Editionen. Für die Danton-Edition erfand er das Markierungssystem für Quellen, das wir in der Marburger Ausgabe in allen Abteilungen ‚Quellenbezogene Darstellung‘ anwenden und das ein Markenzeichen dieser Ausgabe geworden ist. Und für die Leonce und Lena-Edition von 1987 erfand er die synoptische Darstellung mit Divisorstrich, die wir ebenfalls in der Marburger Ausgabe verwenden, und schrieb außerdem einen in seiner Detailliertheit bemerkenswerten Editionsbericht. Und schließlich war die Marburger Denkschrift die Blaupause für die Ausgabe. Nach den dort festgelegten Richtlinien wurden die Hauptbände weitgehend erarbeitet.

Diese Denkschrift erhielt die Deutsche Forschungsgemeinschaft im Februar 1986 zusammen mit einem Antrag auf Förderung, zu dem sie angesichts von Mayers Publikationsliste und der Qualität seiner Publikationen nicht gut Nein sagen konnte. Zu klären war noch die in diesen Jahren heikle Verlagsfrage. Die zu edierenden Dokumente lagerten fast ausschließlich im damaligen Ausland, nämlich in Weimar, und die Büchner-Ausgabe musste also ein internationales Unternehmen sein. Als Verlage wurden dementsprechend der Akademie-Verlag (DDR) und der Athenäum-Verlag (BRD) ausgewählt. Zögerlich verhielt sich anfangs noch die Marburger Universitätsleitung. Wie schon gesagt, bedurfte es eines Schreibens aus Bad Godesberg, um Mayers Sicherstellung als Akademischer Rat zu erreichen, und ebenso bedurfte es eines Anrufs aus dem hessischen Ministerium, um die Universität zur Anmietung angemessener Räume für die Forschungsstelle zu veranlassen. Nach diesem zögerlichen Beginn habe ich das Verhalten der Universitätsleitung stets als fördernd und großzügig wahrgenommen.

Seit Mayer 1980 eine Stelle in Marburg innehatte, waren er und ich Kollegen. Als er das Symposium in Darmstadt organisierte, wollte ich kollegial sein, und da ich von Büchner aber auch gar nichts wusste, tat ich das in solchen Fällen Übliche. Ich debütierte mit einem kleinen rezeptionsgeschichtlichen Aufsatz. Etwa gleichzeitig kam es zum Zerwürfnis zwischen Mayer und seinem bisherigen Betreuer. Die Kollegen im Institut hielten mich für bestens geeignet, der neue Betreuer zu sein, und so war ich plötzlich nomineller Chef einer im Aufbau begriffenen Forschungsstelle. Selbstverständlich war ich daher beteiligt an den Verhandlungen mit der DFG, in Ost-Berlin und Weimar sowie bei der Konzeption der Ausstellung in Darmstadt und – dies sogar leitend – bei einem zweiten groß angelegten Büchner-Symposium in der Nähe Marburgs. Außerdem publizierte ich Einleitungen zu Büchner,[26] eine wiederum rezeptionsgeschichtliche Arbeit. Im Übrigen betrieb Mayer den Aufbau der Forschungsstelle.

2. DFG-unterstützt: Satzfertige Dateien, Studienausgaben, Sonderbände (1987–1999)

Im Mai 1986 erläuterten wir der Germanistischen Kommission der DFG unsere Pläne. Wenig später erhielten wir die Mittelzusage der DFG und konnten unser Team zusammenstellen, Anfang November fand die konstituierende Sitzung des Wissenschaftlichen Beirats der Büchner-Ausgabe (Vorsitzender: Winfried Woesler) statt. Als Aufgabenteilung war vorgesehen: Thomas Michael Mayer war zuständig für die editorischen Abteilungen mit Einschluss des Editionsberichts, Eva Maria Vering, die vom ersten bis zum letzten Tag und meist auf halber Stelle Mitarbeiterin war und in den Jahren 1987 bis 1999 über 20 Verträge (davon 13 finanziert durch die DFG) abschloss, war zuständig für die Quellenauszeichnungen und alles Französischsprachige; ich war zuständig für den Erläuterungsteil. Die zeitlich begrenzte Aufgabe der Neulesung und digitalen Erfassung der Manuskripte der Schülerschriften und der Philosophischen Schriften übernahm Eske Bockelmann. Zu unserem Glück stattete uns die Universität außerdem 1989 bis 1997 in Mischfinanzierung von Arbeitsamt und Universität mit einem Wissenschaftlichen Mitarbeiter (Werner Weiland) zunächst auf halber, dann auf ganzer Stelle aus, nach 1992 außerdem mit einer Schreibkraft (halbe Stelle). Das Schreiben auf dem Computer hatte sich noch nicht flächendeckend verbreitet, und einige der Mitarbeiter haben es nie gelernt. Hinzu kamen Mittel für studentische Hilfskräfte. Eine von ihnen war Susanne Lehmann, die – abgesehen von gelegentlichen Unterbrechungen und später auch als wissenschaftliche Mitarbeiterin – kontinuierlich an der Ausgabe mitgearbeitet hat.

2.1. Edition oder Wissensspeicher

Die ersten Jahre waren unter anderem geprägt von einem Richtungsstreit. Teile der Germanistischen Kommission der DFG wollten das Projekt auf die Textedition beschränken und verhielten sich skeptisch gegenüber allen Erweiterungen des Programms. In der Forschungsstelle wollten wir – ohne dies schon genau zu wissen – den Wissensspeicher. An drei Programmpunkten entzündete sich der Streit: an der Forderung vorrangiger Datenerfassung, an der Erarbeitung eines Erläuterungsteils und an der Gestalt der Editionsberichte.

Beantragt war seitens der Forschungsstelle die Edition sämtlicher Werke und Schriften sowie – ebenfalls mit Kommentar – der Lebens- und Wirkungszeugnisse. In der Reihenfolge sollten die (Neu-)Transkription und elektronische Datenerfassung der Schülerschriften, der Philosophischen Schriften und der Lebens- und Wirkungszeugnisse Priorität haben. Man müsse – so Mayers Argument – gleich zu Beginn der editorischen Arbeit über sämtliche Schriften Büchners und über sämtliche Büchner betreffenden biographischen Dokumente in digitaler Form verfügen können. Das überzeugte schließlich die Kommission, und so lagen die Schülerschriften 1989, die Philosophischen Schriften 1991 und die Lebenszeugnisse 1997 vor.

Neben der Textedition war auch die Quellendokumentation von Anfang an bewilligter Teil der Ausgabe. Mit dem Erläuterungsteil tat sich die DFG schwerer. Unser erster Musterkommentar der ersten Szene von Danton’s Tod wurde verworfen, der zweite schließlich gebilligt, dies unter anderem mit dem Argument, dass man, da man einmal der aufwendigen Quellendokumentation und der Quellenbezogenen Darstellung zugestimmt habe, den Erläuterungsteil nicht gut streichen könne.

Der dritte strittige Punkt war der Editionsbericht. Mayer schrieb einen Text, der den Gattungsnormen in etwa entsprach, wollte aber mehr, nämlich z. B. einen Bericht über die Erfahrungen mit der Französischen Revolution in Büchners Familie oder auch eine Darstellung der Fraktionskämpfe unter den französischen Sozialrevolutionären der 1830er Jahre als Beitrag zur Entscheidung darüber, ob das Drama eher pro- oder antirobespierristisch zu lesen sei. Erörterungen dieser Art ließen den Editionsbericht, den wir schließlich vorlegten, auf die monographische Länge von 200 Druckseiten anschwellen. Ein Beiratsmitglied urteilte völlig zu Recht: „Was hier vorliegt, ist Biographie, Forschungsbericht, Werkgeschichte und -analyse, kritische Rezeptionsforschung, Kommentar und Detailforschung mit einem geradezu enzyklopädischen Anspruch, aber nur höchst punktuell Editionsbericht.“ Auch die übrigen Beiratsmitglieder, die sich schriftlich äußerten, übten – wie höflich auch immer – Kritik an unseren Verstößen gegen die Gattungsnorm und dachten höchstens darüber nach, ob man all diese nicht uninteressanten Informationen in einem zweiten Fließtext neben dem Editionsbericht unterbringen könne. Tatsächlich wurden die späteren Editionsberichte danach fast ebenso umfangreich mit folgenden Längenmaßen in Druckseiten: Bd. V: 137 S.; Bd. VI: 196 S.; Bd. VII: 177 S.; Bd. IV: 115 S.; Bd. VIII: 168 S.; Bd. IX: 175 S.; Bd. II: 163 S.; Bd. X: 100 S.; Bd. I: 189 S. Überdies haben wir für die Bände II, VII, VIII und IX weitere themenspezifische Fließtexte neben dem Editionsbericht verfasst. Dennoch kam die Kritik an der ausufernden Länge der Editionsberichte danach nie wieder auf. Das Prinzip ‚Wissensspeicher‘, in dem die Editionsberichte als makropädischer Zusatz zu den mikropädisch verfahrenden Erläuterungen fungierten, wurde offenbar akzeptabel, und ein Mitglied der Kommission der Akademie schrieb mir später durchaus anerkennend, er habe gerade wieder „das Buch im Buch“ – soll heißen: den Editionsbericht – gelesen. Jedoch ist anzumerken, dass manche interpretatorisch orientierten Nutzer die in den Editionsberichten enthaltenen Informationen nicht wahrnahmen, weil sie wohl nicht erwarteten, in dieser Textgattung etwas Wissenswertes zu finden. Hoffentlich wird die digitale Ausgabe mit ihren Suchfunktionen zu ihrer besseren Erschließung beitragen.

Ein letztes Mal wurde der Zielkonflikt Textedition versus Wissensspeicher im Jahr 1995 sichtbar, als aus der Germanistischen Kommission der Vorschlag kam, man könne doch, um Druckkosten zu sparen, die editorischen Abteilungen in Papierform, den Rest (Editionsberichte, Quellendokumentation und Erläuterungen) auf CD-Rom publizieren. Wir haben die Realisierbarkeit dieses Vorschlags nicht sehr eifrig verfolgt.

Der Editionsbericht zu Danton’s Tod hatte noch eine weitreichende Veränderung zur Folge. Es zeigte sich, dass Mayer mit dieser Textgattung nicht zurechtkam, und deshalb schrieb ich schließlich, um das Projekt zu retten, den größeren Teil des ersten Berichtes selbst, teils nach Rohtexten von Mayer, teils nach eigenen Vorstellungen. Dabei blieb es dann. Mit Ausnahme von Bd. I und einigen eigens gekennzeichneten Unterkapiteln schrieb ich von da an sämtliche Editionsberichte und rückte auf diese Weise – durchaus wider Willen – in die zentrale Position im Herausgeberteam. Möglich wurde dies, weil Mitarbeiter meine Rohtexte gründlich redigierten.

2.2. Studienausgaben, Aufsätze, satzfertige Dateien

Vorgesehen und aus Sicht der Germanistischen Kommission sogar vordringlich war, dass wir prioritär und kontinuierlich die Hauptwerke publizieren würden. Dazu brauchten wir einen Verlag. Nun war seit dem Mauerfall der Akademie-Verlag nicht mehr im Gespräch, und etwa gleichzeitig ging der Athenäum-Verlag in Konkurs, wozu man sagen muss, dass ein Satz so komplizierter Druckseiten wie bei Danton’s Tod bei einer so neuartigen Technik wie der elektronischen Datenverarbeitung über Mauergrenzen hinweg ohnehin nur ein Fiasko hätte werden können. Der nächste Vertrag wurde mit dem Max Niemeyer Verlag abgeschlossen. Bei dem Versuch, Danton’s Tod zu setzen, stießen wir jedoch auch hier auf schwer behebbare Schwierigkeiten mit der Setzerei, und der Verlag kündigte schließlich im August 1996 den Vertrag unter anderem mit dem nicht ganz grundlosen Vorwurf eines Vertragsbruchs seitens der Forschungsstelle. Jahrbuch und Schriftenreihe waren von der Kündigung nicht berührt. So standen wir seit August 1996 ohne Verlag und also ohne Druckmöglichkeiten dar und forschten und produzierten auf Halde.

Ein Erfolg wurde diese Produktionsweise bei Lenz. Wir nahmen 1991 Kontakt zu Hubert Gersch (Münster), dem führenden editorisch und quellenorientiert arbeitenden Lenz-Forscher, auf, der uns seine reichhaltigen Dokumente zu Lenz und Oberlin überließ und dafür als Mitherausgeber firmierte, während der Band selbst in Marburg hergestellt wurde. Zur Einarbeitung in die Abteilung ‚Erläuterungen‘ nutzte ich hier wie auch sonst Hauptseminare. Das Ergebnis zu Lenz waren zwei im Georg Büchner Jahrbuch gedruckte Aufsätze von Studenten[27] und mein schon erwähnter Aufsatz zur ursprünglichen Gestalt der Lenz-Entwürfe.[28] Die Universität Marburg überließ uns Geld für die Stelle einer wissenschaftlichen Mitarbeiterin (Ariane Martin), und so erarbeiteten wir bis 1997 satzfertige Dateien zum Lenz-Band und publizierten außerdem eine Studienausgabe[29] sowie zwei Lenz betreffende Bände in der Büchner-Schriftenreihe.[30]

Bei Woyzeck gingen wir ähnlich vor, allerdings war dies ein komplizierteres, editorisch strittiges Gebiet. Die erste Kontroverse betraf die korrekte Transkription flüchtig geschriebener Buchstaben vor allem am Wortende. Die letzte Historisch-kritische Büchner-Ausgabe[31] von 1967 gab im emendierten Text einen Wortwechsel zwischen dem Hauptmann und Woyzeck so wieder: „Kerl, will Er erschossen werden, […] Er ersticht mich mit Seinen Augen“. Worauf Woyzeck mit Blick auf den „groben Himmel“ antwortet: „man könnte Lust bekomm, ein Kloben hineinzuschlagen und sich daran zu hänge“. Als ich „bekomm“ und „hänge“ und Ähnliches zum ersten Mal las, reagierte ich mit: ‚Die spinnen, die Editoren‘, wurde aber belehrt, diese Transkription sei ‚lege artis‘, und Büchner lasse in Woyzeck ‚hessischen‘ Dialekt sprechen. In seiner Büchner-Ausgabe für den Insel Verlag gab Henri Poschmann 1992 dieselbe Stelle dann so wieder: „Kerl, will Er erschoß, […] Er ersticht mich mit Sei Auge. […] man könnte Lust bekomm, ein Kloben hineinzuschlage und sich daran zu hänge“.[32] Inzwischen hatte sich Eske Bockelmann durch die Transkription der Schülerschriften und der Philosophischen Schriften mit Büchners Schreibgewohnheiten vertraut gemacht, und er bestätigte in einem Aufsatz 1991 die Spontanreaktion meines gesunden Menschenverstandes. Lehmann, so führte er aus, missverstehe graphische Phänomene wie Verschleifungen oder Abbruchkürzungen (Letzteres nach Geminationsstrich über ‚m‘ oder nach ‚i‘-Punkt) als dialektbedingte Apokopen, und wenn man dieses Verfahren auf die Philosophischen Schriften anwenden wollte, so würde Descartes in Büchners Texten zum ‚hessischen‘ Dialektsprecher. Mayer erarbeitete darauf eine Neu-Transkription des Woyzeck, in der als Regel galt: Wenn Büchner, was er gelegentlich tut, dialektal verkürzen will, dann muss er deutlich schreiben. Wenn er flüchtig mit Verschleifungen oder mit Abbruchkürzungen schreibt, dann muss der Editor zur Standardform ergänzen. Nach dieser Devise fertigte Mayer eine Neu-Edition, die schließlich, weil sich zuvor kein passender Verleger fand, 1999 in einer Reclam-Studienausgabe erschien.[33] Als ich fünf Jahre später den Editionsbericht zu Woyzeck für die MBA bearbeitete, fiel mir auf, dass sich diese Formel nur anwenden lässt, wenn man weiß, wie für Büchner und seine Zeitgenossen die Standardform lautete. Nach ausführlichen Recherchen zu dieser Frage – die elektronischen Suchmaschinen hatten inzwischen vieles unmöglich Scheinende ermöglicht – sagt die „Großmutter“ in der Edition der MBA deshalb zum Beispiel „goldne Mücken“[34] und nicht mehr „goldene Mücken“ wie noch in Mayers Edition.

Umstritten war außerdem die Geltung einer Szene auf einem zum Woyzeck-Konvolut gehörenden Quartblatt. Die Mehrzahl der Woyzeck-Philologen nahm an, sie sei ein früh geschriebener und dann von Büchner ausgeschiedener Entwurf. Poschmann hielt sie für spät geschrieben und geltenden Text. Wir baten die Berliner Materialwissenschaftler Oliver Hahn und Timo Wolff im Jahre 2003, dieses Problem mithilfe des gerade neu entwickelten Verfahrens der Röntgenfluoreszenzanalyse zu lösen,[35] und erwarteten natürlich, dass die Naturwissenschaftler die Annahme der Auftraggeber bestätigen würden. 2005 hatten wir die Antwort: Poschmanns Annahme einer späten Niederschrift in Zürich traf zu.

Im Juli 2000[36] erschien noch ein Woyzeck-Bändchen in der Reihe Erläuterungen und Dokumente. Es war angefüllt mit den Ergebnissen mehrjähriger, teilweise auch bereits publizierter Recherchen. Kurz erwähnt sei, wie uns in einem Hauptseminar der Student Udo Roth neue Maßstäbe für unsere künftigen Kommentierungsarbeiten setzen lehrte. In Woyzeck H2,6 sagt der „Doctor“, er habe unter dem Mikroskop gerade „den linken Backzahn von einem Infusionsthier“, also einem auch „Heuaufgusstier“ genannten Einzeller. „Backenzähne“ eines Einzellers? Damit verhöhnt Büchner offenbar den Doctor. Roth, der später über Büchners naturwissenschaftliche Schriften promovierte,[37] belehrte uns nach einigen Tagen Recherche, dass „zahnähnliche Gebilde“ von Einzellern eine heftig diskutierte biologische Neuentdeckung der 1830er Jahre waren, und wir zogen daraus den Schluss, dass keine Absurdität in Büchners Werk so groß sein könne, dass man ihr nicht auf den esoterischen Grund gehen müsste. Roth recherchierte überwiegend noch in der UB, aber insgesamt verlagerte sich der Ort der Recherchen in diesen Jahren mehr und mehr zu den Bildschirmen, und man kann die Veränderungen, die die elektronischen Suchmaschinen auf dem Gebiet der Kommentierung hervorriefen, nicht hoch genug einschätzen. Nicht nur ging jetzt alles viel schneller, sondern es erweiterte sich auch das Suchfeld um ein Vielfaches. Die älteren Wörterbücher bewegten sich in den Ghettomauern der Belletristik; die Suchmaschinen breiteten die fächerübergreifenden Sammlungen der großen Bibliotheken vor dem Suchenden aus.

Als zweiten Band nach Danton’s Tod war zunächst das Lustspiel Leonce und Lena vorgesehen, zu dem Mayer ja bereits 1987 die Text-Edition und einen Editionsbericht (der alten Art) vorgelegt hatte. Auch für den Erläuterungsteil sammelten wir seit 1992 das nötige Material und erarbeiteten die Quellenverzeichnung. Außerdem revidierte ich in dem Entwurf des Editionsberichtes Mayers Überlegungen zum Stemma der handschriftlichen Überlieferung. Auch überprüften wir die älteren editorischen Entscheidungen im Lichte der neuen Suchmaschinen. „Wie […] ringt die Schöpfung sich aus dem Chaos entgegen“ heißt es in in d1 (1839), „Wie […] ringt die Schöpfung sich aus dem Chaos mir entgegen“ in d3 (1850). Der prädigitale Sachverstand von 1986 hatte geurteilt: „gültiger Text d3“ mit der Begründung: „Setzerleiche d1“. Der digitale Sachverstand von 1999 entschied: „gültiger Text d1“ mit der Begründung: „Verb mit Komplement „entgegen“ ohne Personalpronomen ist in älteren Texten nicht ungewöhnlich; Variante d3 ist eine Angleichung an spätere Sprachnormen“. Und schließlich begannen wir auch mit Vorarbeiten zu den naturwissenschaftlichen Schriften, erstellten z. B. eine Neutranskription der Probevorlesung und vervollständigten die Sammlung der von Büchner genutzten wissenschaftlichen Literatur in brauchbaren Ausgaben.

3. Im Akademienprogramm: Die Printausgabe (2000–2013)

Ob unsere Arbeitsergebnisse bis zum Jahre 1999 vor einem sehr strengen Auge bestehen könnten, war nicht ganz sicher. Material war gesammelt, Forschungsergebnisse lagen vor, Studienausgaben, Begleitbände und Aufsätze hatten wir veröffentlicht. Allerdings war nach 13 Jahren Förderung noch immer kein einziger Band publiziert, und unsere Gegner unter den Büchnerforschern riefen uns öffentlich auf, endlich Bankerott anzumelden. Wir selbst erklärten unsere Schwachstelle als Folge des von uns so beabsichtigten zweistufigen Verfahrens: Es sei angemessen, zwischen vorbereitender und endgültiger Fertigstellung eine Wartezeit einzurichten.

1997 stellten wir den Antrag auf Aufnahme ins Förderprogramm der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur. Er wurde von der hessischen Landesregierung unterstützt und von der Akademie auch akzeptiert, so dass die Forschungsstelle – ab jetzt auch ‚Arbeitsstelle der Akademie‘ – zum 1. Januar 2000 einen Neustart erlebte. Nach diesem Neustart gab es bis hin zum Abschluss der Arbeiten noch eine erhebliche Turbulenz. Thomas Michael Mayer, so zeigte sich, wollte zwar einerseits seine Verfügungsrechte als Mitherausgeber nicht preisgeben, war andererseits aber nicht bereit, den auch von ihm unterzeichneten Zeitplan zu akzeptieren. Im Herbst 2003 war unser Leonce und Lena-Band fertig gedruckt. Als Mayer die Auslieferung gerichtlich zu verhindern suchte, kündigte die Akademie den Vertrag mit ihm, und er schied aus der Forschungsstelle aus. Ich habe diese Trennung weder herbeigeführt noch gewollt, aber schließlich akzeptiert. Der Fortgang des MBA-Projekts schien mir vorrangig. Gerald Funk, der schon die Studienausgabe zu Woyzeck und danach den Leonce und Lena-Band redaktionell betreut hatte, übernahm neben den redaktionellen Aufgaben auch das für die Edition natürlich zentrale Arbeitsfeld Transkription. Es gelang ihm, im Laufe von anderthalb Jahren nicht nur die editorischen Abteilungen des Woyzeck druckfertig zu erarbeiten, sondern dabei zugleich auch das System der Transkription von Büchners schwer entzifferbarer Kurrentschrift so weiterzuentwickeln, dass es auch auf die noch ausstehenden Bände anwendbar war. Auch die bisherige Schreibkraft schied aus, und an ihrer Stelle beschäftigte die Universität Ingrid Rehme als wissenschaftliche Mitarbeiterin.

Im Übrigen wurde unser Publikationsprogramm durch Mayers Ausscheiden kaum berührt. Die Kommissionsmitglieder der Akademie unter Vorsitz von Hans-Henrik Krummacher, dann Ernst Osterkamp und begleitet von der Akademieverwaltung bzw. -leitung (zunächst Carlo Servatius, dann Claudius Geisler) hatten schon zuvor die Bände ‚Lebenszeugnisse‘ und ‚Wirkungszeugnisse‘ aus dem Programm gestrichen. Die verbliebenen Bände erschienen in der Reihenfolge Bd. III (2000), Bd. V (2001), Bd. VI (2003), Bd. VII (2005), Bd. IV (2007), Bd. VIII (2008), Bd. IX (2009), Bd. X (2012), Bd. II (2013), Bd. I (2013). Am 31. März 2013 – drei Monate nach dem 13 Jahre zuvor vorgesehenen Endtermin – gingen die letzten zwei Teilbände zur Druckerei und die Arbeiten waren abgeschlossen. Verlag – in Kommission – war die Wissenschaftliche Buchgesellschaft in Darmstadt.

Es gab eine Reihe von Gründen für diesen plangemäßen Verlauf der Publikationen. Gesetzt wurden die Bände von Dieter Mayer-Gürr im Jonas Verlag in Marburg, einem Ein-Mann-Betrieb in 10 Minuten fußläufiger Entfernung von der Forschungsstelle. Eine Korrekturfahne, die ich am 31. Dezember 2007 in die Setzerei brachte, konnte ich hier am 2. Januar wieder abholen. Sonderwünsche, aber auch Satzprobleme ließen sich jederzeit und persönlich besprechen. Die Finanzierung im Akademienprogramm war nur wenig großzügiger als die bisherige; aber die Verträge waren dauerhaft und planbar. Insgesamt arbeiteten wir in zwei Teams. Das eine komplettierte und korrigierte die schon vorliegenden Dateien inhaltlich; das andere übernahm die Redaktion und die Satzkorrekturen. Die Kommission der Akademie war stets hilfsbereit und fördernd, und es gelang uns immer wieder, loyale, kompetente und kompatible Mitarbeiter zu finden, sowohl studentische als auch wissenschaftliche. Sieben dieser Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen (Katja Battenfeld: Mitarbeiterin an Bd. II; Arnd Beise: Bde. IV, VI, VII, VIII, IX; Tilman Fischer: Bde. IX, X; Susanne Lehmann: Bde. I, III, VIII, IX; Ariane Martin: Bd. V; Udo Roth: Bde. V, VI, VII, VIII; Maximiliane Jäger-Gogoll, die das Büchner-Portal erarbeitete) hatten ihre Promotion bei mir abgeschlossen, zwei von ihnen über Büchner. Die missliche Tatsache, dass 1999 nach 12 Jahren Förderung noch kein Band vorlag, erwies sich jetzt tatsächlich als Gewinn. Wir hatten bereits einen Überblick über sämtliche Schriften Büchners und konnten in einer Vielzahl von Fällen den Band der MBA aus einer früheren Publikation ableiten. Für bestimmte Abteilungen produzierten wir also weitgehend zweite, vermehrte und verbesserte Auflagen.

Die vier Danton-Teilbände, die schon 1994 abgeschlossen und vom Beirat gebilligt waren, wurden im ersten Jahr der Akademieförderung gesetzt und gedruckt. Vier Jahre später gewannen wir durch die schon genannten Tintenanalysen Erkenntnisse, die eine für den Text getroffene editorische Entscheidung unter anderem hinsichtlich der Reihenfolge zweier Szenen als falsch widerlegte. In diesem Falle bietet erst die MBA digital, wo wir diesen Fehler korrigierten, die zweite verbesserte Auflage. Für den Lenz-Band, der schon im kleineren Format publiziert war, haben wir im MBA-Band die 1995 publizierten Thesen zum mutmaßlichen Zustand des Manuskripts nicht nur diskursiv, sondern auch editorisch dargestellt. Für den Leonce und Lena-Band analysierten wir jede einzelne der Überlieferungsvarianten in Hinsicht auf ihre wahrscheinliche Authentizität und ermöglichten so die Emendierte Darstellung, die für das Lustspiel zunächst nicht vorgesehen war. Der Gewinn zusätzlicher Erkenntnisse für Woyzeck wurde schon erwähnt. Mehr Aufsehen in der Öffentlichkeit erregte freilich der Fund der entscheidenden Quelle für die letzten Teile der Woyzeck-Handlung, für den ‚Mordkomplex‘, durch Eva Maria Vering. Erst später konnten wir im Büchner-Portal eine Stelle aus dem uns zugesandten Tagebuch eines Cousins von Büchner abdrucken, der in diesem Kriminalfall eine wichtige Rolle spielte.

Auch für vier weitere der noch ausstehenden sechs Bände konnten wir auf publiziertes Material zurückgreifen. Zu Büchner als Hugo-Übersetzer hatte Rosemarie Hübner-Bopp 1990 in Gießen promoviert.[38] Unter anderem mithilfe der Materialen, die sie uns überließ, konnten wir im Laufe von eineinhalb Jahren den Bd. IV herstellen. Zu Band VIII griffen wir auf Recherchen Udo Roths und vor allem auf die Ergebnisse seiner 2004 veröffentlichten Dissertation über Büchners naturwissenschaftliche Schriften[39] zurück. Unseren eigentlichen Plan, Roth für die Mitherausgeberschaft des Bandes VIII zu gewinnen, konnten wir aus Termingründen nicht mehr verwirklichen.[40] Eva Maria Vering fertigte für das Mémoire eine neue Übersetzung an, und die Biologin und Mitherausgeberin Aurelia Lenné recherchierte zu Quellen, Quellenbezügen, Erläuterungen und Wirkungszeugnissen. Ihr vor allem ist es zu verdanken, dass sich das Ganze zu einem druckfertigen Band zusammenfügte.

Auf der Grundlage der Rohtranskription, die Eske Bockelmann 1993 vorgelegt hatte, erarbeitete jetzt Gerald Funk zusammen mit Ingrid Rehme eine Neuedition des gesamten Handschriftenbestandes der Philosophischen Schriften. Der gesamte Text wurde danach so markiert, dass die Textanteile, die Büchner selbst formuliert hatte, im Unterschied zu den von ihm genutzten Quellen (Descartes und Spinoza einerseits, zeitgenössische Philosophiehistoriker andererseits) sofort erkennbar werden. Wesentlicher Mitarbeiter beim Erläuterungsteil war Tilman Fischer. In der Abteilung ‚Emendierte und Quellenbezogene Darstellung‘ edierten wir einen früher geschriebenen Teil des Spinoza-Skripts getrennt von einem später geschriebenen. Vom Meiner-Verlag erhielten wir die Genehmigung, aus den Verlagsbänden die Übersetzungen zu den von Büchner zitierten lateinischen Textstellen zu zitieren, so dass jetzt auch des Lateinischen unkundige Leser Zugang zu diesen Texten haben.

Ähnlich war die Arbeitsteilung beim Briefwechsel (Bd. X). Gerald Funk bearbeitete die Textteile, Tilman Fischer unter Mitarbeit von Eva Maria Vering die Erläuterungen. Gelegentlich konnten wir auf Vorarbeiten von Thomas Michael Mayer zurückgreifen, daneben – wie bei allem biographischen Wissen – auf Publikationen von Jan-Christoph Hauschild und Informationen von Reinhard Pabst.

Mit dem Band Schülerschriften haben wir sicher eine für das frühe 19. Jahrhundert einzigartige Sammlung dieser Art, eine Sammlung von hohem pädagogikgeschichtlichem Wert, vorgelegt. Die Texte hierzu bearbeitete Ingrid Rehme, die Verantwortung für die Gesamtkonzeption, den Editionsbericht und die Erläuterungen der Teilbände Schülerschriften lagen in der Hand von Susanne Lehmann, die 2005 über Büchners Schülerschriften promoviert und unter anderem eine komplette Bibliothek der Veröffentlichungen von Büchners Lehrern zusammengestellt hatte.

In Hinsicht auf den Hessischen Landboten (Bd. II), mit dem sich der Kreis dieser Darstellung schließt, sei aus der Danksagung zitiert:

Unser Dank gebührt in erster Linie Thomas Michael Mayer, dem bedeutenden Büchner-Forscher und Mitbegründer dieser Ausgabe. Er ist am 17. Juni 2010 verstorben. Ohne die von ihm hergestellte Quellensammlung, ohne seine Forschungen zum Büchner-Weidig-Kreis und zu Büchners Verhältnis zu den französischen Sozialrevolutionären der ‹Société des droits de l’homme› hätten unsere Apparatteile zum Hessischen Landboten in der wünschenswerten Qualität nicht entstehen können. Daß wir gelegentlich andere Schlüsse aus dem Material gezogen haben, bleibt davon unberührt.[41]

Hauptmitarbeiterin an diesem Band war Katja Battenfeld.

Der Beginn der Arbeit an der Ausgabe war in das Jahr 1987 gefallen, Büchners 150. Todestag; das Enddatum der Ausgabe fiel in das Jahr 2013, Büchners 200. Geburtstag. In beiden Jahren wurde mit Bundes- und Landesmitteln in Darmstadt eine große Büchner-Ausstellung organisiert. In beiden Fällen waren Mitglieder der Forschungsstelle an der Ausstellung beteiligt.

Zu den ‚Geschenken‘, die solche Jubeljahre im Gepäck haben, gehörten 2012 finanzielle Mittel, die uns das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst zur Verfügung stellte, um ein eher biographisch orientiertes digitales Büchner-Portal aufzubauen. Es wurde im Juni 2014 freigeschaltet und enthält die Hauptkapitel „Zeittafel“, „Werke“, „Aufsätze und Dokumente“. Ein großer Teil der Dokumente besteht aus der schon oben erwähnten, von Thomas Michael Mayer betriebenen Sammlung der Lebenszeugnisse, die die Forschungsstelle in den Jahren 1995 bis 1997 digital erarbeitet hatte. Für die reichhaltige Bebilderung des Portals konnten wir ebenfalls auf Sammlungen Thomas Michael Mayers zurückgreifen. Beteiligt am Aufbau waren Mitglieder der Forschungsstelle, die jetzt gerade mit der Arbeit fertig waren, also Tilman Fischer, Gerald Funk und Ingrid Rehme, vor allem aber Maximiliane Jäger-Gogoll. Wie üblich und gewünscht, hat das Portal inzwischen an Umfang gewonnen. Außer von Büchner-Forschern kamen Zusendungen von außen, z. B. von Nachfahren der mit den Büchners verwandten Familie Bechtold oder des prominenten Jungdeutschen Eduard Scriba. Unter der Perspektive, einen Wissensspeicher in Sachen Büchner zu errichten, dient das Portal zugleich der Komplettierung und der Entlastung der Büchner-Ausgabe. Außerdem fassten wir damit Fuß in dem digitalen Medium, das uns in Zukunft beschäftigen sollte.

4. MBA digital (2018–2025)

Schon zu Beginn des Jahrtausends standen wir vor der Wahl zwischen einer Print- oder einer digitalen Ausgabe und entschieden uns für die Printausgabe, mit der Option, sie später zu digitalisieren. Kontakte zum Trier Center for Digital Humanities (TCDH) haben wir deshalb früh hergestellt, und mit Hilfe des Kompetenzzentrums haben wir auch das digitale Portal aufgebaut. Im Jahre 2015 stellten wir – d. h. Thomas Burch, als Leiter des TCDH, Roland Borgards als künftiger Leiter der Forschungsstelle Georg Büchner (mit Sitz jetzt in Frankfurt) und ich – einen Antrag auf Retrodigitalisierung bei der DFG. Da ich als Ruheständler nicht antragsberechtigt war, stellte die Landesregierung für vier Jahre Gelder zur Verfügung, um mich zum Angestellten zu machen, und unser Antrag wurde dann im zweiten Anlauf für drei plus ein Jahre angenommen. Auch den letzten Förderungsantrag mussten wir zweimal einreichen und die dazwischenliegende Zeit notdürftig überbrücken. Insgesamt erwiesen sich die Ansprechpartner in der DFG jedoch als wohlwollend und hilfsbereit. Im Frühsommer 2018 begannen wir mit der Arbeit, das offizielle Enddatum der Förderungszeit war der 31. Dezember 2024.

Arbeitsorte waren

  • Nanjing (China) für die Volltextdigitalisierung der 18 Teilbände im Double Keying Verfahren,

  • Trier (Burch, Nikolas Schenk 2018–2021, Julia Hennemann 2021–2024, Felix Thielen 2021–2024) für die Datenauszeichnung in XML/TEI(P5), die Imagedigitalisierung der neu hinzukommenden Dokumente und für die elektronische Publikation,

  • Frankfurt (Borgards, Esther Köhring 2018–2021) für das Personenverzeichnis;

  • Marburg (Dedner, Funk 2018–2023, Fischer 2018–2021, Rehme 2018–2021) für die Beschaffung der noch fehlenden Dokumente, die Ausarbeitung des komplexen Verlinkungssystems, die philologische und redaktionelle Kontrolle, etwaige Korrekturen und Einfügung neuer Texte sowie für die laufenden Koordinationsaufgaben.

Sämtliche Beteiligten kamen in der Anfangsphase im Abstand von etwa drei Monaten in Frankfurt zu einem Treffen zusammen; seit der Corona-Epidemie trafen wir uns zu Zoom-Konferenzen. Hinzu kamen gerade in den letzten Jahren Zoom-Besprechungen oder Telefonate im kleineren Kreis z. T. im wöchentlichen Abstand. Unserer Arbeit kam zugute, dass die in Marburg tätigen Mitarbeiter bereits an der Printausgabe – und hier auch im redaktionellen Bereich – mitgearbeitet hatten. Die aus Nanjing kommenden Daten erwiesen sich als zuverlässig und auch bei deren Umwandlung in XML/TEI(P5) entwickelte sich relativ schnell die Routine, dass systemische Irrtümer von Marburg nach Trier gemeldet wurden, während die Detailkorrekturen in Marburg erledigt wurden.

Ich stelle hier – aus mangelnder Fachkenntnis – die Vielzahl der in Trier geleisteten Arbeiten nicht dar, sondern nenne nur eine Neuerung, die die Darstellung der Quellenabhängigkeiten auf der Mikro-Ebene der Wörter und Buchstaben betrifft. Die Buchausgabe arbeitete hier mit einem komplizierten System verschiedener Varianten von Unterstreichung und Unterpunktierung. Sie liegen uns in XML-Codierung vor. Jedoch lassen sich die graphischen Signale der Buchfassung nicht eins zu eins in eine vom Browser darstellbare Form übertragen. Wir arbeiten stattdessen mit Farbschattierungen, die sich durch Maus-Clicks aktivieren lassen (s. auch oben, Punkt A.2.1).

Vor allem in folgenden Fällen mussten die Detailkorrekturen manuell in den xml-Datensätzen durchgeführt werden:

  • semantisch orientierte Datenanalyse für die Auszeichnung nach XML-TEI. Als besonders zeitaufwendig erwiesen sich in dieser Hinsicht die Anwendung der TEI-Systematik auf Angaben in den Literaturverzeichnissen, die weitgehend nach diplomatischen Grundsätzen erstellt worden waren; die Verknüpfung der Literaturverzeichnisse mit den extrem verkürzenden Literaturangaben in den Texten der Printausgabe, zum Teil mit Hilfe manueller Markierungen; die Disambiguierung mehrdeutiger Zeichen, z. B. Trennungsstriche gegenüber Bindestrichen am Zeilenende.

  • Datenauszeichnung für die vielfältigen Verweissysteme der MBA digital. Hierzu gehören: die Verlinkung der editorischen Apparate mit den Texten; die Verlinkung der Editionsberichte und Erläuterungen mit den Literaturverzeichnissen; Verlinkung der Büchner-Texte mit den Stellenerläuterungen und mit Erläuterungen in den Editionsberichten; die Hinweise auf Belegstellen in den Dokumenten.

  • Präzisierungen des Verweisnetzes und der Orientierungshilfen aufgrund des Wechsels vom Print- zum digitalen Medium. Hierzu gehören: die Verlinkung sämtlicher Textdarbietungsformen mit Einschluss sämtlicher Basisdokumente, um ein seitengenaues Springen zwischen den Darbietungsformen zu ermöglichen; zeilengenaue Verlinkung anstelle von seitengenauen Verweisen; Einfügung zusätzlicher Orientierungshilfe, z. B. als Ersatz für die weggefallenen lebenden Kolumnen in der Printausgabe; zusätzliche Verlinkung mit den erläuternden Kapiteln in den Editionsberichten.

  • Korrektur von Irrtümern in der Printausgabe und Einfügung neuer wichtiger biographischer oder für die Erläuterung relevanter Erkenntnisse.

  • Verlinkungen hin zu Dokumenten und Aufsätzen im buechnerportal.de.

  • Abfassung neuer Texte, z. B. des Einführungstextes für die MBA digital.

  • Nachbesserungen bei der Gestaltung des Seitenlayouts, z. B. Einfügung von Leerzeilen zur visuellen Gliederung der Texte; Einrichtung der Zeilenhöhe der Marginalspalten und des Zeilenzählers; Trennung der graphischen Codierung der Marginalspalten von denen der Hauptspalte.

Gerade diese Korrekturen waren besonders zeitaufwendig, und wir sahen uns schließlich genötigt, sämtliche Texte systematisch auf diese Fehler zu untersuchen, was einschließlich der Korrekturen für drei Mitarbeiter etwa neun Monate in Anspruch nahm.

C. Wissensspeicher und Texte einer Ausstellung

Kenntnis und Offenlegung a) alles relevanten Materials, b) der Arbeitsweise des Autors, c) der Arbeitsweise des Editors: Dies sind sicher drei Grundprinzipien einer editorischen Arbeit mit wissenschaftlichem Anspruch. Das erste Prinzip ist älterer positivistischer Herkunft, wurde aber auch 1970 von Klaus Kanzog hervorgehoben,[42] das zweite ist zentral für die französische ‹critique génétique›, das dritte gilt für jede empirisch verfahrende Wissenschaft. Als die Danton-Bände der MBA im ersten Jahr des dritten Milleniums erschienen, widmete der Spiegel-Redakteur Johannes Saltzwedel diesem Ereignis gleich etliche Seiten, bewertete das neue Druckerzeugnis als „monströs und skurril“ und erklärte seinen Lesern den Ursprung dieses Irrsinns folgendermaßen: „Angeregt vom Befreiungspathos der Studentenrevolte“ und angestoßen von „einem linken Hölderlin-Fanatiker“ habe sich „in der Herausgeberzunft allmählich die Ansicht verbreitet: Gründliche, historisch-kritische Werkausgaben für große tote Dichter sollten nicht bloß jeden hinterlassenen Schriftfetzen des Autors abdrucken, sondern dem Leser auch einen Blick hinter die Kulissen erlauben – die des Autors und seiner Arbeitsweise, aber auch die des Herausgebers.“[43]

Ist die Einforderung wissenschaftlicher Grundprinzipien für Editionen eine Erfindung studentischer Anarchisten und linker Fanatiker? Historisch ist das wohl nicht haltbar, aber vom Systematischen her ist die Verbindung von Wissenschaft und Anarchie diskussionswürdig. Die vorwissenschaftliche geozentrische Weltsicht war ein Garant von Ordnung. An deren Stelle setzte dann die wissenschaftliche heliozentrische Weltsicht das Chaos, in dem wir seither leben. Was Saltzwedel vom Editor erwartete, war die Bereitstellung eines definitiven Textes, vielleicht begleitet von definitiven Erläuterungen. Er wollte Edition als abschließbares Projekt, und er imaginierte einen Nutzer, der die MBA liest wie einen Roman, erst die Handschrift, dann die Differenzierte Umschrift und so weiter. Er endete diese Phantasie mit dem Aufschrei: „Wer kann das alles lesen? Wer will das alles wissen?“

Die zugrundeliegende Vorstellung ist skurril, aber die Frage „Wer will das alles wissen?“ müssen wir natürlich ernst nehmen. Die MBA ist zum Teil deshalb so lang, weil sie die Vollständigkeit aller relevanten Dokumente anstrebt. Eine Ausgabe mit diesem Ziel, so hatte Klaus Kanzog 1970 festgestellt, sei eine ‚Archivausgabe‘,[44] bestimmt für einen begrenzten Kreis von Experten. Als wir 2017 einen Antrag auf Digitalisierung der MBA einreichten, stellte ein Gutachter klar, wir sollten nicht die Printausgabe digitalisieren, sondern vielmehr Büchners Werke und Schriften digital edieren, zwar auf der Grundlage der Printausgabe, aber doch über diese hinaus, und wir müssten auch diejenigen Primärdokumente ins Netz stellen, für die in der Printausgabe kein Platz war. Wir folgten dieser Anweisung und machen jetzt also Ernst mit der „anarchistischen“ Forderung: „jeden hinterlassenen Schriftfetzen des Autors abdrucken!“ und jede Erläuterungsmöglichkeit anbieten! Dies allerdings nicht in einer Archivausgabe, bestimmt für wenige Experten, sondern in einer Digitalausgabe, zugänglich weltweit jederzeit für jedermann.

Das Attraktive an unserer zum Wissensspeicher erweiterten Digitalausgabe – so hoffe ich jedenfalls – liegt in der Vielfalt der Gebrauchsmöglichkeiten. Wer Büchners Lenz wie eine Studienausgabe lesen will, lädt die Stellenerläuterungen in die Parallelspalte zum Emendierten Text und konsultiert sie im Stil einer Interlinearversion. Mit der ‚genetisch rekonstruierten‘ Fassung des Lenz-Textes präsentieren wir dem Experten eine ernstgemeinte textgenetische These und dem Liebhaber ein Angebot, den Text einmal in einer anderen Version zu lesen. Wie hat man zu Büchners Zeiten die Woyzeck-Handschriften transkribiert? Wir präsentieren die Transkriptionen, die Büchners Brüder 1850 produzierten. Wer wissen will, warum sich Büchner gut zwanzig Jahre vor The Origin of Species mit Schädelnerven der Fische beschäftigte, findet in Bd. VIII Antworten. Wer sich für ältere gerichtspsychiatrische Debatten interessiert, der lese in Bd. VII die Dokumente zum Woyzeck-Prozess. Wer sich fragt, warum Prinzessin Lena kurz vor ihrem ersten Zusammentreffen mit dem Prinzen eine Wiese mit „Kukuksblumen“ vor sich sieht, dem bieten wir in den Erläuterungen mit dem Hinweis auf das phallusartige Aussehen dieser Pflanzen eine Antwort an. Ob sie im Sinne Büchners die richtige ist, wissen wir nicht mit Sicherheit; vielleicht findet jemand irgendwann eine bessere Antwort. Dann wird sie die jetzige Antwort ersetzen oder neben ihr stehen, und wir haben an Wissen gewonnen.

So lässt sich der Wissensspeicher MBA digital zusammen mit dem buechnerportal.de nutzen zur Lektüre, als Nachschlagewerk oder wie die Bilder einer Ausstellung. Ich bin gelegentlich im Lesesaal der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt und sehe dort in einem oberen Regal platziert mit wirkungsvollem Abstand zu anderen HKAs und geradezu unnahbar die 18 Bände der Büchner-Printausgabe. Ihr Erscheinungsbild entspricht der Vorstellung der magistralen definitiven Edition. Die Bilder derselben Ausgabe auf den immer noch etwas flackernden Bildschirmen entsprechen dem modernen Wissenschaftsbegriff besser: Wahr ist hier, was noch nicht widerlegt ist. Sie sind allerdings auch teurer in der Pflege. Denn von Nutzen ist der Wissensspreicher auf die Dauer nur, wenn er immer den neuesten Stand der Wissenschaft wiedergibt.

Online erschienen: 2025-09-27
Erschienen im Druck: 2025-09-24

© 2025 the author(s), published by Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston

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