Handbuch zur Geschichte Südosteuropas
Südosteuropa stellt in vielerlei Hinsicht das Ebenbild einer „europäischen Geschichte" im Kleinen dar. Die verschiedenen Kulturräume oder die zahlreichen auf engstem Raum existierenden religiösen Ausprägungen verdeutlichen dies. Der im mehrbändigen Handbuch vorgenommene gebündelte Blick auf über 2000 Jahre südosteuropäischer Geschichte soll dabei nicht nur helfen, Bekanntes zu strukturieren, sondern neue Einblicke in Pfadabhängigkeiten ermöglichen, sowie langfristige Entwicklungsstrukturen, mentalitätsbezogene Eigenheiten oder die Ausgestaltung individueller wie staatlicher Aktionsräume sichtbar machen.
Fachgebiete
Der vorliegende erste Band des Handbuchs mit Beiträgen führender Fachvertreter bietet einen in dieser Form bislang einzigartigen Zugang zur Geschichte Südosteuropas, und dies im Wesentlichen aus vier Gründen: 1.) Die Darstellung setzt nicht mit erst dem frühen Mittelalter ein, sondern beschreibt auch die Antike, vom Einsetzen der Schriftquellen und unter Einbeziehung archäologischer, epigraphischer und numismatischer Befunde; 2.) Im Mittelpunkt stehen die Darstellung der Entstehung, Implementierung, Interaktion und des Wandels der Herrschaftsformationen, welche den Raum geprägt haben, in Form eines verbindenden Narrativs, unter Betonung der Kontinuitäten und Brüche; 3.) Im Falle imperialer Formationen (in diesem Band Rom und Byzanz) werden die Rolle und Bedeutung des Raumes innerhalb der Gesamtformation gewürdigt, um die Verschränkung von Regional- und Imperiengeschichte aufzuzeigen; 4.) Quellenlage, Forschungsgeschichte und –literatur sowie aktueller Forschungsstand und –debatten werden ausführlich dargestellt. Damit ist eine neue Basis für die künftige Forschung zur Geschichte Südosteuropas im Kontext maritimer und eurasischer Bezüge geschaffen und für ihren Einbezug in gesmteuropäischer und Globalgeschichtsschreibung.
Der Darstellungszeitraum ist zunächst gekennzeichnet durch ein starkes Fortbestehen der imperialen Ordnungsrahmen durch Habsburgermonarchie und Osmanisches Reich, neben der nationalstaatlichen Strukturierung, die auf zuvor osmanischem Boden bald nach 1800 begann. Das religionspolitische Ordnungsmoment trat schrittweise zurück. Wie in Gesamteuropa rückt in den staatlichen und politischen Prozessen die Frage nach administrativer und machtpolitischer Teilhabe mit neuen Ordnungsvorstellungen in den Vordergrund. Über den fachspezifischen Forschungsstand hinaus bietet der Band umfassendes analytisches Orientierungswissen, das auch für internationale Vergleiche herangezogen werden kann.